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Betreutes Nähen 1. Schnittmusterdesigner finden

Ich hatte Lust auf gemeinsames Nähen und fragte auf Threads, ob jemand gern etwas nähen würde, was sie herausfordert und wobei sie gern virtuelle Unterstützung hätte. Es meldete sich Julia vom Blog “Zeit ist Relativ” und sie hatte gleichmal eine echte Herausforderung geplant – ihren ersten Blazer nähen.

Unser Plan ist, dass wir beide einen Blazer nähen und uns dabei immer austauschen. Schritt für Schritt gemeinsam durch den gesamten Prozess. Manchmal ist es ja doch etwas einsam an der Nähmaschine und sich gemeinsam über Fortschritte zu freuen und jemanden für Videofitchecks zu haben ist bestimmt eine feine Sache. Na und wenn wir schon ein so großes Projekt nähen, werden wir beide das auf jeden Fall als Work in Progress verbloggen. Obendrauf werde ich versuchen ein paar Dinge so zu verfassen, dass vielleicht auch andere Hobbyschneiderinnen, die von ihrem ersten Blazer stehen, davon profitieren.

Die erste Frage ist immer:

Wo finde ich gute Schnittmuster?

Schnittmusteranbieter finden

Bei der Wahl des Schnittmusters steht natürlich der persönliche Geschmack an erster Stelle. Ich bin immer dafür nur das zu nähen, was man auch tragen will. Erst danach kommen alle anderen Kriterien zum Einsatz. Über Geschmack würde ich nie diskutieren, da müsst ihr allein durch.

Allerdings habe ich was die Schnittmusteranbieter angeht ein paar Erfahrungen gemacht, die ich teilen möchte. Es gibt enorme Unterschiede zwischen Designern hinsichtlich Konstruktionsqualität, Anleitungsqualität und einigen anderen  Punkten, die insgesamt einen erheblichen Einfluss auf den Näherfolg haben. Leider gibt es keine 100% sichere Methode, um schon VOR dem Kauf zu erkennen, ob eine Desigerin etwas taugt aber einige wesentliche Warnhinweise habe ich für mich definiert:

  • Es gibt keine Angabe zur Qualifikation
    • Schnittkonstruktion ist ein anspruchsvolles Handwerk. Nur weil man selber gern für dein Eigengebrauch näht, beherrscht man noch lange nicht Konstruktion. Ohne eindeutige Benennung von Ausbildung oder Studium oder alternativ der Benennung einer entsprechenden Angestellten oder Partnerin, würde ich die Finger von dieser Anbieterin lassen
  • Es fehlt eine technische Zeichnung
  • Das Größenspektrum ist sehr klein.
    • Abgesehen davon, dass ich Größeninklusivität grundlegend wichtig und fair finde, ist ein kleines Größenspektrum ein Hinweis auf schwache Gradierungskenntnisse. Wenn ein Schnitt für mehrere Größen erstellt wird, kann nicht einfach überall ein Zentimeter dazugegeben werden. Je größer das Spektrum, desto komplexer wird es, ein in allen Größen gutsitzendes Kleidungsstück zu konstruieren.
  • Es gibt keine eigene Webseite mit Shop
    • Eine Webseite mit Shopsystem zu betreiben ist fraglos aufwendig und erfordert einige Kenntnisse. Statt dessen vertreiben manche Anbieterinnen ihre Produkte ausschliesslich über etsy oder ähnliche Portale. Professionelle Arbeit beinhaltet für mich einen professionellen Auftritt mit einem korrektem Impressum.
  • Schnittmuster “passen” gleichermassen für Webware und Strickware (Jersey)

Umgekehrt gibt es aber auch einige Dinge, die Schnittmusteranbieter tun können, deren Fehlen nicht unbedingt schlecht ist aber die für mich sehr positive Signale sind:

  • das fertige Kleidungsstück wir an verschiedenen Körpertypen gezeigt
  • es gibt das Kleidungsstück in verschiedenen Materialien zu sehen
  • es gibt zusätzlich zur Körpermaßtabelle eine Fertigmaßtabelle
  • auf der Webseite wird ein eindeutiger Hashtag angegeben, mit dem man sehr leicht echte Kundinnen und deren Ergebnisse finden kann
  • auf der Webseite gibt es SewAlongs oder Anleitungen zu einzelnen Arbeitsschritten, die einen Eindruck für die Art der enthaltenen Anleitungen der Schnittmuster geben

 

Ich habe eine inzwischen recht lange White List mit Schnittmusteranbietern, die ich schon genäht habe. Bei denen könnte ihr sicher sein, dass die Qualität euch zu guten Ergebnissen führt.

White List Schnittmusteranbieter

Betreutes Nähen – mein Schnitt

Nachdem ich nun sehr lange das Lotterleben eines Nomadenhippies geführt habe, geht es im Herbst wieder zur Arbeit. Da könnte ich durchaus mal wieder einen Blazer gebrauchen. Ich mag es körperbetont mit Wiener Nähten und nicht zu lang. Fündig wurde ich bei Sew Over it und dem Franzine Blazer. Von Sew Over it habe ich vor einigen Jahren schonmal die Anderson Bluse genäht und bin von der immer noch sehr angetan. Ich habe also schonmal Vertrauen in das Designteam.

Nun zu Julia – was soll es bei dir werden?

Ich freue mich, dass wir zusammengefunden haben und uns gemeinsam über Größenauswahl, Stoffentscheidung und Testmodell zum Nähen vorarbeiten.

Schönste Grüße,

Sam

 

EDIT: Weiter geht es jetzt in Teil 2 “Betreutes Nähen – Größenwahl und Nesselteil”

Comments (5)

Ich finde die Idee klasse, und werde versuchen dem zu folgen. Der ausgewählten Blazer gefällt mir auch und ich bin neugierig mit welchem Stoff Du dein Projekt umsetzten wirst.

LG
Renate

Klingt nach einem tollen Projekt 🙂 Mein Go-To-Anbieter für Blazer ist Burda, weil die eine unglaublich große Auswahl davon haben (vor 15 Jahren bestand gefühlt jedes zweite Heft zu einem Drittel nur aus Blazern, d.h. ich hätte sogar schon eine Menge Schnittmuster dafür vorrätig, hihi).
Für mich noch ein ganz wichtiges Kriterium für Schnittanbieter: Es gibt _überhaupt_ eine Körpermaßtabelle. Leider bin ich mittlerweile auf einige Hersteller gestoßen, die nur eine Fertigmaßtabelle haben – ich glaube, ich sollte man eine persönliche Blacklist für sowas anlegen.

Gute Ergänzung-wirklich kurios welche Basics manche Anbieter weglassen. Ohne Körpermaßtabelle geht wirklich gar nicht!

So ein gemeinsames Nähen ist ja spannend – die Seite werde ich mir gleich mal anschauen, ebenso wie deine White List …

[…] im betreutem Nähen Teil 1 die Entscheidung für einen Schnitt fiel, geht es weiter mit Größenwahl und eventuell einem […]

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